Ein Exanthem – vom griechischen „exantheo“ für „aufblühen“ – bezeichnet einen großflächigen, symmetrischen Hautausschlag (vgl. Schmalzing, Vogt 2023). Dieser besteht aus verschiedenen Hautveränderungen wie Flecken, Knötchen oder Bläschen, die einzeln stehen oder zusammenfließen können. Das Erscheinungsbild variiert je nach Ursache erheblich: Von kleinen Flecken bei Röteln bis zu den charakteristischen Bläschen in verschiedenen Entwicklungsstadien bei Windpocken, die Mediziner als „Sternenhimmel“ bezeichnen.
Exantheme sind meist Symptome einer Infektion oder Reaktion auf Medikamente. Sie treten häufig bei Kindern auf, können aber auch Erwachsene betreffen.
Die Dauer variiert stark – bei Röteln verschwindet das Exanthem nach ein bis drei Tagen wieder, bei Windpocken endet die Ansteckungsfähigkeit mit dem vollständigen Verkrusten der Bläschen nach etwa fünf bis sieben Tagen (vgl. Robert Koch-Institut o.J.).
Nach Arzneimitteln sind Infektionen die häufigste Ursache von Exanthemen. Die beiden Hauptgruppen sind Arzneimittelexantheme und infektiöse Exantheme.
Bei Kindern sind Virusinfektionen mit großem Abstand der häufigste Auslöser für Hautausschläge. In einer Studie mit 100 Kindern fanden sich bei 65 infektiöse Ursachen – und davon waren drei Viertel durch Viren verursacht (vgl. Schmalzing, Vogt 2023).
Zu den klassischen viralen Exanthemen im Kindesalter gehören:
Auch bakterielle Infektionen können Exantheme verursachen. Bei Scharlach entsteht der Hautausschlag durch die Wirkung von Streptokokken-Bakterien, die charakteristische Giftstoffe produzieren.
Das Erscheinungsbild von Exanthemen variiert erheblich und umfasst verschiedene Formen:
Die häufigste Form ist das makulopapulöse Exanthem – eine Kombination aus Flecken und Knötchen. Der Verlauf und die Lokalisation sind je nach Ursache charakteristisch.
Bei Windpocken erscheint das Exanthem zuerst am Stamm und im Gesicht, breitet sich schnell auf andere Körperteile aus und schließt Schleimhäute sowie die behaarte Kopfhaut ein. Die Bläschen entwickeln sich rasch und befinden sich in verschiedenen Entwicklungsstadien gleichzeitig – daher die Bezeichnung „Sternenhimmel“. Der Bläscheninhalt ist infektiös.
Bei Röteln beginnt das kleinfleckige Exanthem im Gesicht, breitet sich über Körper und Extremitäten aus. Bis zur Hälfte aller Röteln-Infektionen verläuft ohne sichtbare Symptome – die Betroffenen bemerken oft gar nicht, dass sie sich angesteckt haben (vgl. Robert Koch-Institut o.J.).
Bei Scharlach beginnt das kleinfleckig-papulöse Exanthem am ersten oder zweiten Krankheitstag am Oberkörper und breitet sich zentrifugal aus, wobei Handteller und Fußsohlen ausgespart bleiben. Typisch sind periorale Blässe (blasse Region um den Mund) und Himbeerzunge. Nach sechs bis neun Tagen verschwindet das Exanthem, gefolgt von groblamellärer Hautschuppung an Handtellern und Fußsohlen.
Für Wundversorger sind Exantheme besonders relevant, wenn Hautläsionen zu sekundären Wundinfektionen führen.
Bei Windpocken können durch Kratzen oder bakterielle Superinfektionen (meist Streptococcus pyogenes oder Staphylococcus aureus) Narben zurückbleiben. Dies macht die Prävention von Kratzwunden und die frühzeitige Erkennung von Infektionen zu zentralen Aufgaben in der Pflege.
Die Herausforderung in der Wundversorgung liegt darin, dass die Bläschen bei Windpocken infektiösen Inhalt haben. Wundversorger müssen daher strenge Hygienemaßnahmen einhalten, um eine Übertragung zu verhindern. Gleichzeitig gilt es, sekundäre bakterielle Infektionen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, bevor sie zu dauerhaften Hautschäden führen.
Präventiv ist es wichtig, Patienten – besonders Kinder – darüber aufzuklären, dass Kratzen das Risiko für Narbenbildung erheblich erhöht. Kühlende Maßnahmen, juckreizstillende Lotionen oder gegebenenfalls Antihistaminika (Medikamente gegen Juckreiz) können helfen, den Drang zum Kratzen zu reduzieren.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Arzt, Pflegekräften und Wundexperten ist wichtig. Ärzte diagnostizieren die Ursache des Exanthems, Pflegekräfte beobachten den Verlauf und achten auf Anzeichen von Superinfektionen, während Wundexperten bei entstandenen Läsionen die Versorgung übernehmen und Narbenbildung minimieren.
Best Practices im Wundmanagement umfassen die sorgfältige Inspektion aller Hautläsionen, sterile Techniken bei der Versorgung offener Bläschen und die kontinuierliche Überwachung auf Anzeichen bakterieller Infektionen wie zunehmende Rötung, Schwellung, Schmerz oder eitrige Sekretion.
Gegen mehrere Exanthem-verursachende Erkrankungen existieren wirksame Impfungen.
Die ICD-10 Kodierung richtet sich nach der identifizierten Ursache des Exanthems:
Quelle: https://www.icd10data.com/ICD10CM/Index/E/Exanthem,_exanthema
Robert Koch-Institut (o.J.): RKI-Ratgeber Röteln, [online] https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_Roeteln.html [19.11.2025].
Robert Koch-Institut (o.J.): RKI-Ratgeber Windpocken (Varizellen), Gürtelrose (Herpes zoster), [online] https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_Varizellen.html [19.11.2025].
Wenzel, Jörg (2023): Infektiöse Exantheme: Aktuelles zu Auslösern, Differenzialdiagnosen, klinischen Charakteristika und Therapieoptionen, in: hautnah dermatologie, Bd. 39 (Suppl 1), S. 14-21, [online] https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9939249/ [19.11.2025].
Dieser Artikel wurde auf Basis medizinischer Primärquellen erstellt und entspricht aktuellen wissenschaftlichen Standards.
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Veröffentlicht: 2025-11-24