Ein Erysipel ist eine akute bakterielle Hautinfektion, die durch beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A verursacht wird und sich in den Lymphspalten der Haut ausbreitet (vgl. Gauwerky 1976). Die Erkrankung wird umgangssprachlich auch als „Wundrose“ bezeichnet.
Ein Erysipel ohne Komplikationen heilt in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen ab (vgl. Gauwerky 1976).
Es gibt etwa 200 Neuerkrankungen pro 100.000 Personen jährlich (vgl. DEXIMED o.J.).
Das Erysipel entsteht, wenn Streptokokken-Bakterien durch kleinste Verletzungen oder Risse in der Haut eindringen.
Eintrittspforten können außerdem sein:
Besonders gefährdet sind Menschen mit bestimmten Grunderkrankungen. Chronische Veneninsuffizienz (Venenschwäche), Lymphödeme (Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe) oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) erhöhen das Risiko. Auch geschwächte Immunsysteme oder chronische Herz- und Nierenerkrankungen mit Ödemen (Wassereinlagerungen) begünstigen die Entstehung eines Erysipels.
Die Erkrankung beginnt meist plötzlich mit hohem Fieber bis 41 Grad Celsius und Schüttelfrost. Betroffene fühlen sich stark krank und abgeschlagen.
Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen können auftreten. An der betroffenen Hautstelle zeigt sich eine scharf begrenzte, flächenhafte Rötung. Die Haut ist überwärmt, geschwollen und glänzend glatt. Typisch sind starke Berührungsschmerzen und eine deutliche Spannung der Haut. Die Rötung kann zungenförmige Ausläufer bilden. In manchen Fällen bilden sich Blasen auf der entzündeten Haut.
Die regionalen Lymphknoten schwellen meist schmerzhaft an. Am häufigsten betrifft das Erysipel den Unterschenkel, seltener das Gesicht oder die Arme.
Das Erysipel stellt für Wundexperten eine bedeutsame Herausforderung dar, da es oft im Zusammenhang mit chronischen Wunden, Lymphödemen oder Venenschwäche auftritt. Patienten mit diesen Grunderkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für wiederkehrende Erysipel-Episoden.
Die wirksamste Vorbeugung ist eine sorgfältige Hautpflege, um Risse und Verletzungen zu vermeiden, durch die Bakterien eindringen können (vgl. PQSG o.J.).
Wundexperten spielen hier eine Schlüsselrolle: Sie erkennen Hautveränderungen frühzeitig und können durch konsequente Hautpflege Eintrittspforten für Bakterien verhindern. Wichtig ist die Verwendung seifenfreier Waschsubstanzen, um den natürlichen Säureschutzmantel der Haut zu erhalten.
Bei Patienten mit Diabetes ist professionelle Fußpflege durch Podologen (medizinische Fußpfleger) unverzichtbar. Die Behandlung von Fußpilz, der eine häufige Eintrittspforte darstellt, muss konsequent erfolgen. Auch die Therapie von Juckreiz ist wichtig, um Kratzverletzungen zu vermeiden.
Im akuten Stadium eines Erysipels gilt eine wichtige Regel: Im betroffenen Bereich darf kein Kompressionsverband angelegt werden, da dies die Infektion verschlimmern könnte (vgl. PQSG o.J.). Erst nach vollständigem Abklingen der Entzündung kann eine Kompressionstherapie wieder aufgenommen werden.
Die engmaschige Überwachung von Vitalzeichen, Körpertemperatur und Hautzustand gehört zu den zentralen Aufgaben in der Wundversorgung. Markierung und Fotodokumentation des Entzündungsrandes ermöglichen eine objektive Verlaufskontrolle. Bei neuen Symptomen oder Verschlechterung ist eine zeitnahe ärztliche Information unverzichtbar.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pflegekräften und Wundexperten ist zentral. Bei chronischen Wunden sollten Wundexperten deshalb generell stets eingebunden werden. Ein Hautarzt kann Eintrittspforten wie Fußpilz oder Ekzeme behandeln. Bei Gesichtserysipel ist manchmal eine HNO-ärztliche Untersuchung auf chronische Infektionen sinnvoll.
Die Vorbeugung eines Erysipels zielt darauf ab, Eintrittspforten für Bakterien zu vermeiden und Risikofaktoren zu minimieren.
Sorgfältige Hautpflege ist die wirksamste Maßnahme. Die Haut sollte intakt gehalten werden, ohne Risse oder Verletzungen. Bei Risikopatienten mit Venenschwäche oder Lymphödemen ist besondere Aufmerksamkeit erforderlich. Kleine Hautverletzungen sollten sofort desinfiziert und versorgt werden.
Fußpilz muss konsequent behandelt werden, da er eine häufige Eintrittspforte darstellt. Bei Diabetes ist professionelle Fußpflege durch Podologen (medizinische Fußpfleger) wichtig. Grunderkrankungen wie Venenschwäche, Lymphödeme oder Diabetes sollten optimal eingestellt sein.
Bei Patienten, die bereits mehrfach an einem Erysipel erkrankt sind, kann der Arzt eine vorbeugende Langzeit-Antibiotika-Therapie erwägen.
Quelle: https://www.icd-code.de/icd/code/A46.html
DEXIMED – Deutsche Experteninformation Medizin (o.J.): Erysipel, [online] https://deximed.de/home/klinische-themen/haut/krankheiten/erytheme/erysipel [19.11.2025].
Gauwerky, Charlotte (1976): Das Erysipel – Streptodermia cutanea lymphatica, in: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 73, Heft 51, S. 3295-3296, [online] https://www.aerzteblatt.de/archiv/pdf/2f2d22c4-2285-4264-b38b-65326ed6b733 [19.11.2025].
PQSG (o.J.): Standard „Pflege von Senioren mit Erysipel (‚Wundrose‘)“, [online] https://pqsg.de/seiten/openpqsg/hintergrund-standard-erysipel.htm [19.11.2025].
Dieser Artikel wurde auf Basis medizinischer Primärquellen erstellt und entspricht aktuellen wissenschaftlichen Standards.
Medizinischer Hinweis: Diese Informationen dienen der allgemeinen Aufklärung und ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung. Bei gesundheitlichen Fragen konsultieren Sie bitte medizinisches Fachpersonal.
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Veröffentlicht: 2025-11-24