Detritus bezeichnet abgestorbenes, anhaftendes Gewebe in Wunden. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „Abrieb“ oder „Abnutzung“. In der Wundversorgung gehört Detritus zur Kategorie des avitalen (also nicht mehr lebenden) Gewebes.
Dieses nekrotische Material entsteht im Rahmen des Wundheilungsprozesses, wenn Gewebe abstirbt und als lockere, feuchte Masse in der Wunde zurückbleibt. Die Konsistenz unterscheidet sich von festen Nekrosen. Detritus ist breiig bis flüssig.
Abgestorbenes Gewebe in Wunden ist nicht einfach nur passiver Ballast – es hat aktive negative Auswirkungen auf den Heilungsprozess. Das Abheilen wird auf mehreren Ebenen gleichzeitig verhindert.
Die Entfernung von Detritus ist ein zentrales Element jeder professionellen Wundbehandlung.
Dieser Vorgang wird auch als Débridement bezeichnet und gehört zu den ersten und wichtigsten Schritten bei der Versorgung chronischer Wunden, denn ohne saubere Wundverhältnisse kann keine Wundheilung einsetzen.
Die Initiative Chronische Wunde (ICW) definiert Débridement als „Entfernung von anhaftendem, abgestorbenem Gewebe, Krusten oder Fremdkörpern aus Wunden“ (Dissemond et al. 2022: 370). Diese Definition macht deutlich, dass neben Detritus auch Nekrosen, Fibrin und Fremdkörper zu den zu entfernenden Substanzen zählen.
Diese verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten existieren aus gutem Grund: Bleibt Detritus in der Wunde, verzögert sich die Heilung erheblich, im schlimmsten Fall heilt die Wunde gar nicht mehr ab und wird chronisch.
Die größte Gefahr: Eine Infektion. Bakterien vermehren sich im nekrotischen Gewebe rasch. Sie können eine lokale Entzündung auslösen. Diese breitet sich aus und führt zu einer systemischen Infektion.
Nicht entfernter Detritus verhindert sämtliche physiologischen Heilungsprozesse durch eine destruktive Kettenreaktion: Ohne Angiogenese entstehen keine neuen Gefäße, ohne neue Gefäße bildet sich kein Granulationsgewebe, ohne Granulationsgewebe findet keine Epithelialisierung statt. Die Wunde bleibt dann offen.
Detritus selbst hat keinen eigenen ICD-10 Code. Er wird im Rahmen der Wund-Klassifikation beschrieben und ist relevant bei:
Die genaue Codierung hängt von der zugrunde liegenden Wundart und ihrem Schweregrad ab.
Rüttermann, M., Maier-Hasselmann, A., Nink-Grebe, B., Burckhardt, M. (2013): Lokaltherapie chronischer Wunden, in: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 110, Nr. 3, S. 25–31, [online] https://www.aerzteblatt.de/archiv/134017 [17.11.2025].
Dissemond, J., Bültemann, A., Gerber, V., Motzkus, M., Münter, K.C., Erfurt-Berge, C. (2022): Positionspapier der Initiative Chronische Wunde (ICW) e. V. zur Nomenklatur des Débridements chronischer Wunden, in: Der Hautarzt, Jg. 73, Nr. 5, S. 369–375, [online] https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9085679/ [17.11.2025].
ICD-10 Codes: [online] https://www.icd-code.de/icd/code/L89.-.html [17.11.2025].
Dieser Artikel wurde auf Basis medizinischer Primärquellen erstellt und entspricht aktuellen wissenschaftlichen Standards.
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Veröffentlicht: 25.11.2025
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