Detritus 

Detritus bezeichnet abgestorbenes, anhaftendes Gewebe in Wunden. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „Abrieb“ oder „Abnutzung“. In der Wundversorgung gehört Detritus zur Kategorie des avitalen (also nicht mehr lebenden) Gewebes.

Dieses nekrotische Material entsteht im Rahmen des Wundheilungsprozesses, wenn Gewebe abstirbt und als lockere, feuchte Masse in der Wunde zurückbleibt. Die Konsistenz unterscheidet sich von festen Nekrosen. Detritus ist breiig bis flüssig.

Warum Detritus die Wundheilung behindert

Abgestorbenes Gewebe in Wunden ist nicht einfach nur passiver Ballast – es hat aktive negative Auswirkungen auf den Heilungsprozess. Das Abheilen wird auf mehreren Ebenen gleichzeitig verhindert.

  • Erstens behindert nekrotisches Gewebe die Wundheilung und erhöht das Infektionsrisiko erheblich. Dies kann zu systemischen Infektionserkrankungen führen, die vom Wundbereich ausgehen (vgl. Rüttermann et al. 2013).
  • Zweitens wirkt Detritus als physische Barriere. Er verhindert, dass sich neue Hautzellen über die Wundoberfläche ausbreiten können. Die Re-Epithelilisierung, also die Neubildung der obersten Hautschicht, kommt nicht in Gang.
  • Drittens blockiert abgestorbenes Gewebe die Angiogenese – die Bildung neuer Blutgefäße, die für die Versorgung der heilenden Wunde unverzichtbar ist. Ohne neue Gefäße entsteht kein Granulationsgewebe. Dieses frische Bindegewebe ist aber nötig, damit die Wunde von innen her zuwachsen kann.
  • Viertens verschleiert Detritus die tatsächliche Wundtiefe. Behandelnde Ärztinnen und Ärzte können nicht erkennen, wie weit die Wunde reicht, solange die Oberfläche von nekrotischem Material bedeckt ist.

Detritus – Bedeutung in der Wundversorgung

Die Entfernung von Detritus ist ein zentrales Element jeder professionellen Wundbehandlung.

Dieser Vorgang wird auch als Débridement bezeichnet und gehört zu den ersten und wichtigsten Schritten bei der Versorgung chronischer Wunden, denn ohne saubere Wundverhältnisse kann keine Wundheilung einsetzen.

Die Initiative Chronische Wunde (ICW) definiert Débridement als „Entfernung von anhaftendem, abgestorbenem Gewebe, Krusten oder Fremdkörpern aus Wunden“ (Dissemond et al. 2022: 370). Diese Definition macht deutlich, dass neben Detritus auch Nekrosen, Fibrin und Fremdkörper zu den zu entfernenden Substanzen zählen.

Komplikationen bei nicht entferntem Detritus

Diese verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten existieren aus gutem Grund: Bleibt Detritus in der Wunde, verzögert sich die Heilung erheblich, im schlimmsten Fall heilt die Wunde gar nicht mehr ab und wird chronisch.

Die größte Gefahr: Eine Infektion. Bakterien vermehren sich im nekrotischen Gewebe rasch. Sie können eine lokale Entzündung auslösen. Diese breitet sich aus und führt zu einer systemischen Infektion.

Nicht entfernter Detritus verhindert sämtliche physiologischen Heilungsprozesse durch eine destruktive Kettenreaktion: Ohne Angiogenese entstehen keine neuen Gefäße, ohne neue Gefäße bildet sich kein Granulationsgewebe, ohne Granulationsgewebe findet keine Epithelialisierung statt. Die Wunde bleibt dann offen.

ICD-10 Klassifikation

Detritus selbst hat keinen eigenen ICD-10 Code. Er wird im Rahmen der Wund-Klassifikation beschrieben und ist relevant bei:

  • L89.-: Dekubitalgeschwür und Druckzone (mit Schweregraden 1-4)
  • T81.4: Infektion nach einem Eingriff, anderenorts nicht klassifiziert

Die genaue Codierung hängt von der zugrunde liegenden Wundart und ihrem Schweregrad ab.

Quellen

Rüttermann, M., Maier-Hasselmann, A., Nink-Grebe, B., Burckhardt, M. (2013): Lokaltherapie chronischer Wunden, in: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 110, Nr. 3, S. 25–31, [online] https://www.aerzteblatt.de/archiv/134017 [17.11.2025].

Dissemond, J., Bültemann, A., Gerber, V., Motzkus, M., Münter, K.C., Erfurt-Berge, C. (2022): Positionspapier der Initiative Chronische Wunde (ICW) e. V. zur Nomenklatur des Débridements chronischer Wunden, in: Der Hautarzt, Jg. 73, Nr. 5, S. 369–375, [online] https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9085679/ [17.11.2025].

ICD-10 Codes: [online] https://www.icd-code.de/icd/code/L89.-.html [17.11.2025].


Fachliche Information

Dieser Artikel wurde auf Basis medizinischer Primärquellen erstellt und entspricht aktuellen wissenschaftlichen Standards.

Medizinischer Hinweis: Diese Informationen dienen der allgemeinen Aufklärung und ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung. Bei gesundheitlichen Fragen konsultieren Sie bitte medizinisches Fachpersonal.

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Veröffentlicht: 25.11.2025 

Quelle(n):

Quelle: Wikipedia