Charcot-Fuß (diabetische Neuroosteoarthropathie, DNOAP)

Ein Charcot-Fuß entsteht, wenn Knochen und Gelenke im Fuß ohne große Schmerzen zerstört werden.

Die Ursache ist eine Nervenschädigung (periphere Neuropathie), meist bei Diabetes. Betroffene spüren nicht, was im Fuß passiert.

Knochen brechen unbemerkt, Gelenke verschieben sich, der Fuß verformt sich. Ohne Behandlung droht eine schwere Fehlstellung mit chronischen Wunden.

Wie entsteht ein Charcot-Fuß?

Die Nervenschädigung bei Diabetes führt dazu, dass Schmerzsignale nicht mehr im Gehirn ankommen.

Der Fuß kann verletzt sein, überlastet werden oder kleine Brüche erleiden. Betroffene Patienten merken dann meistens nichts davon.

Gleichzeitig kommt es zu Durchblutungsstörungen und einer Entzündungsreaktion, die den Knochenabbau beschleunigt. Die Knochen werden brüchig. Bei jedem Schritt brechen sie weiter.

Der Fuß sackt in sich zusammen. Besonders betroffen sind Mittelfuß und Fußwurzel, wo sich die charakteristische Wölbung nach unten bildet (sogenannter Schaukelfuß).

Bei Diabetikern mit Polyneuropathie tritt ein Charcot-Fuß in etwa 0,5 bis 1 Prozent der Fälle auf (Poll, Chantelau 2010). Das klingt selten. Bedeutet aber: Tausende Menschen sind jährlich betroffen.

Symptome und Diagnose

Der betroffene Fuß ist geschwollen, gerötet und deutlich wärmer als der andere.

Das Temperatur-Kriterium ist entscheidend: Liegt der Unterschied zum gesunden Fuß bei über 1 Grad Celsius, besteht Verdacht auf einen akuten Charcot-Fuß (vgl. Zimny 2015).

Schmerzen fehlen weitgehend oder sind mild. Das ist das Tückische. Patienten gehen normal weiter, belasten den Fuß und verschlimmern die Zerstörung.

Die Diagnose wird häufig verzögert gestellt.

Die Diagnose erfolgt klinisch und durch Röntgenaufnahmen, die Knochenbrüche und Gelenkveränderungen zeigen können. In frühen Stadien ist die Magnetresonanztomographie hilfreich.

Behandlung

Der Fuß muss sofort entlastet werden.

Vollständige Ruhigstellung über 4 bis 5 Monate ist nötig, meist mit einem speziellen Gehgips (Total Contact Cast). Das stoppt die Zerstörung und ermöglicht die Abheilung.

Nach der akuten Phase kommen orthopädische Schuhe oder Orthesen zum Einsatz, um Fehlstellungen auszugleichen und Druckstellen zu vermeiden.

Bei schweren Fehlstellungen kann eine Operation nötig sein, um den Fuß wieder begehbar zu machen. Das ist allerdings aufwendig und nicht immer erfolgreich.

Charcot-Fuß – Bedeutung in der Wundversorgung

Die Verbindung zur Wundversorgung ist eng und kritisch.

Durch die Fehlstellung entstehen Druckspitzen an ungewöhnlichen Stellen des Fußes. Die Haut wird dort ständig mechanisch überlastet.

Bei Menschen mit Diabetes und Neuropathie, die zudem oft Durchblutungsstörungen haben, heilen solche Stellen nicht von selbst. Es bilden sich dann chronische Druckgeschwüre, sogenannte Ulzera.

Diese Wunden sind schwer zu behandeln und sie infizieren sich leicht.

Im schlimmsten Fall breitet sich die Infektion auf Knochen und tiefere Gewebe aus. Das Risiko einer Amputation steigt somit drastisch.

Professionelle Wundversorgung ist beim Charcot-Fuß deshalb unverzichtbar. Druckentlastung, regelmäßige Wundkontrollen und spezialisierte Verbände können die Heilung fördern und Amputationen verhindern.

ICD-10 Klassifikation

Der Charcot-Fuß wird im ICD-10-GM 2025 unter folgenden Codes erfasst:

  • M14.60: Neuropathische Arthropathie bei sonstiger näher bezeichneter Krankheit, mehrere Lokalisationen
  • M14.67: Neuropathische Arthropathie bei sonstiger näher bezeichneter Krankheit, Knöchel und Fuß

Quelle: ICD-10-GM 2025 (2024): M14.6 Neuropathische Arthropathie, [online] https://www.icd-code.de/icd/code/M14.6-*.html [13.11.2025].

Quellen

Poll, L.W., Chantelau, E. (2010): Charcot-Fuß: Auf die frühe Diagnose kommt es an, in: Deutsches Ärzteblatt, Nr. 7/2010, S. 272 ff., [online] https://www.aerzteblatt.de/archiv/67780/Charcot-Fuss-Auf-die-fruehe-Diagnose-kommt-es-an [13.11.2025].

Zimny, S. (2015): Diabetische neuropathische Osteoarthropathie: Eine Sonderform des diabetischen Fußes, in: Deutsches Ärzteblatt, Supplement: Perspektiven der Diabetologie, Jg. 112, Heft 43, [online] https://www.aerzteblatt.de/archiv/172717 [13.11.2025].

ICD-10-GM 2025 (2024): M14.6 Neuropathische Arthropathie, [online] https://www.icd-code.de/icd/code/M14.6-*.html [13.11.2025].


Fachliche Information

Dieser Artikel wurde auf Basis medizinischer Primärquellen erstellt und entspricht aktuellen wissenschaftlichen Standards.

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Veröffentlicht: 26.11.2025